Urbanes Gewerbe in Hamburg-Barmbek
Themenimmobilien gewinnen an Bedeutung. Damit sie heute erfolgreich am Markt bestehen können, müssen sie den richtigen Flächenmix für den Standort bieten und modernen Mobilitätsanforderungen genügen. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Projekt „Built in Barmbek“, das als Prototyp eines modernen urbanen Gewerbehofs gelten kann.

Erdgeschosseinheiten mit Rolltoren im Innenhof.
Barmbek-Süd gehört bislang nicht zu den ausgemachten Kreativstandorten Hamburgs. Aber es ist ein Ort mit viel Potenzial. An der Ecke Holsteinischer Kamp/Marschnerstraße ist dort gerade der Gewerbehof „Built in Barmbek“ fertiggestellt worden. Ein weit gesteckter, moderner Nutzungsmix und beste Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr durch eine Lage in unmittelbarer Nähe zur U-Bahn-Station Hamburger Straße zeichnen das Neubauprojekt aus. Das Flächenangebot reicht von Werkstattflächen und Gewerbeateliers über Small Offices für Start-ups bis zu Flächen für die Kreativwirtschaft. Ferner gibt es Studios und Probenräume für die Musikbranche, die in einem eigenen Bandhaus verortet sind. Das Konzept sieht außerdem einen Makerspace vor, eine Idee, die aus den USA stammt. Makerspaces sind Werkstätten, in denen man Maschinen und Werkzeuge und im besten Fall Wissen teilt. Eine Art Innovations-Hub also. Die Zielgruppe reicht hier von Start-ups, die an einem Prototyp bauen, bis hin zu Do-it-yourself-Projekten. Allerdings brauchen die Flächen einen Betreiber, der das Management übernimmt, und eingangs ist ein größeres finanzielles Investment erforderlich.
Projektdaten
Lage:
Hamburg-Barmbek-Süd
Projektvolumen:
7.080 m² BGF
Architektur:
Entwurfs- und Ausführungsplanung: coido GmbH, Hamburg
Zeitplan:
Projektierung 2014–2016
Bauzeit 2018–2021
Projektentwickler von „Built in Barmbek“ ist die steg Hamburg, die bereits mit dem Karostar, dem Betahaus und dem Eiflerwerk auf der Schanze, Hamburgs Mekka der Kreativwirtschaft, vielfältige Erfahrungen mit gewerblichen Immobilien dieser Art sammeln konnte. „Bei der Konzeption haben wir überlegt, wohin sich die Kreativwirtschaft wohl künftig entwickeln wird, denn auf der Schanze ist kein Platz mehr“, sagt Kurt Reinken, Geschäftsführer Projektentwicklung bei der steg Hamburg. Wenn es Wilhelmsburg oder Rothenburgsort sein könne, dann käme ebenso gut Barmbek infrage, besonders mit dieser hervorragenden Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, und letztlich könne man über attraktive Raumangebote ja schließlich neue Lagen etablieren. „Mit ‚Built in Barmbek‘ haben wir uns nun an ein deutlich größeres Gebäude mit einem sehr breiten Nutzungsmix herangetraut, in dem wir auch das Handwerk integrieren, das wir im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss übereinanderstapeln. Das ist Neuland für uns und für Barmbek in jedem Fall, wo es diese Flächenangebote gar nicht gibt“, erläutert Reinken. „Aber ich bin von Konzept und Lage überzeugt.“ Der Vermietungsstand bei Fertigstellung untermauert dies. Er lag – trotz Corona – bereits bei über 70 Prozent.
„Ich freue mich, dass es hier auf dem Hof so viele verschiedene Nutzungen und ein Community Management gibt.“
Hauke Neumann, Mieter in „Built in Barmbek“ und Inhaber von Ahoi Marie
„Ich glaube, dass das ein richtiger kleiner Motor für das Viertel hier werden wird.“
Linda Lichtenstein, Projektmanagerin steg Hamburg und studierte Stadtplanerin
Auch das Gebäude selbst, entworfen vom Hamburger Architekturbüro coido, kann sich sehen lassen. Es fügt sich harmonisch und fast dezent in die vorhandene Bebauung ein. „Es hat so einen Industrie-Schick mit Sichtbeton und zum Teil offener Haustechnik“, sagt Linda Lichtenstein, Projektmanagerin bei der steg. Sie ist für die Steuerung des Projekts und den Vertrieb zuständig. Das ist durchaus komplex, denn das breite Flächenangebot bewirkt, dass das Gesamtprojekt sich praktisch in viele kleine Unterprojekte aufgliedert. Sehr speziell ist das Bandhaus. „Hierbei handelt es sich um ein Raum-in-Raum-System. Denn die Tatsache, dass sich direkt angrenzend eine Wohnbebauung befindet, bringt hohe Lärmschutzanforderungen mit sich, die umgesetzt werden mussten“, erklärt sie. Der Innenausbau wurde durch die Stadt gefördert. „Über günstige Mieten soll hier aktiv Nachwuchsförderung betrieben werden. Das wäre ohne eine Subventionierung gar nicht möglich.“
Eine weitere Besonderheit des Projekts liegt in der Einführung eines Community Managements, das teilweise über die Mieten finanziert wird. „Die Idee, so etwas zu etablieren, hat sich auf dem Weg entwickelt und wurde teilweise auch von Mietinteressenten und -interessentinnen nachgefragt“, so Linda Lichtenstein. Eine Community Managerin ist bereits eingestellt. Sie soll Ansprechpartnerin vor Ort sein, Umzüge mitbegleiten, für ein Miteinander vor Ort sorgen, Networking anregen. Die genaue Ausgestaltung für die Zukunft soll zusammen mit den Mieterinnen und Mietern entwickelt werden.
Hauke Neumann gehört zu den ersten Mietern, die im Juli in den Hof eingezogen sind. Unter dem Label Ahoi Marie produziert und vertreibt er feines Porzellan mit designten maritimen Motiven. An „Built in Barmbek“ hat ihn der Nutzungsmix angesprochen, und das Community-Management findet er ebenfalls gut. „Für mich als klassisch norddeutsch zurückhaltenden Typ ist das Community Management eine gute Sache, um hier mit den Leuten aus dem Haus in Kontakt zu treten und möglicherweise auch Synergien mit anderen Unternehmern und Unternehmerinnen zu heben“, findet er. Seine ca. 125 m² große Halle im Erdgeschoss bietet ihm Platz für alles, was er für sein Geschäft unterbringen muss, inklusive der Vorteile eines großen Rolltors für eine direkte Anlieferung. Und bei gutem Wetter kann er seine Kaffeepause draußen machen, denn hinter dem Gebäude bietet eine kleine Grünanlage die Möglichkeit dazu.
Industriecharme mit Sichtbeton und offener Haustechnik
Geräumige Gewerbelofts
Bereits Ende 2019 hat HTIM das damals noch im Bau befindliche Objekt „Built in Barmbek“ für den Fonds „HAMBURG TEAM Urbane Themenimmobilien“ angekauft. Investor ist die Hamburger Pensionsverwaltung (HPV), die über eine Million Versorgungszusagen und ein Vermögen von rund elf Milliarden Euro verwaltet. Thomas Gut, Leiter Immobilien bei der HPV, steht dem Projekt rundum positiv gegenüber: „Ich finde diesen Stadtteilbezug toll. Kleine Gewerbetreibende, Kreative, Handwerker und Handwerkerinnen, die ein vernünftiges Umfeld bekommen, um sich dort niederzulassen und ihr Business zu starten oder weiterzuentwickeln. Gerade in Hinblick auf die zunehmend wichtigen ESG-Kriterien ist das ein schöner Beitrag, den wir als HPV mit unseren Pensionseinrichtungen gern leisten.“ Gleichzeitig erwirtschafte das Objekt einen langfristigen, planbaren Einkommensstrom – ein wichtiges Kriterium für ihn als Verwalter von Pensionsgeldern, und der Standort habe noch weiteres Entwicklungs- und Aufwertungspotenzial.
Und schließlich, betont er, käme bei diesem Projekt für ihn auch ein bisschen Lokalpatriotismus hinzu, denn „Built in Barmbek“ sei schließlich ein durch und durch Hamburger Projekt. „Die steg hat es ersonnen, wir haben investiert, HTIM managt es für uns, und die Hansainvest stellt als Service-KVG die rechtliche Hülle. Hier arbeiten also lauter Hamburger Unternehmen Hand in Hand und machen aus diesem Projekt eine waschechte Hamburgensie.“
„Mir gefällt an diesem Projekt besonders,
dass wir hier stadtteilnahe Nutzungen fördern.“
Thomas Gut, Leiter Immobilien bei der Hamburger Pensionsverwaltung
Das neue Gebäude fügt sich mit seiner Architektur harmonisch und fast dezent in die vorhandene Bebauung ein.
Bestens angebunden: Die U-Bahn-Station liegt nur wenige Gehminuten entfernt.