Was ist …
ein Biotopflächenfaktor?
Der Biotopflächenfaktor (BFF) beschreibt den Anteil an „naturhaushaltswirksamen“ Flächen an einem bebauten Grundstück. Dabei wird der Begriff „naturhaushaltswirksame Fläche“ definiert als Fläche, die sich positiv auf den Naturhaushalt auswirkt, also einzahlt auf Themen wie z. B. Regenwasserversickerung, Reduktion von Hitze, Luftverbesserung oder auch Biodiversität. Der BFF ist also eine Kennzahl für die ökologische Dichte einer Fläche. Er hat grundsätzlich das Ziel, entsprechende Flächen zu sichern bzw. neu zu schaffen. Als rechnerische Größe lässt er Grundstückseigentümern und Projektentwicklern jedoch Spielraum bei der Festlegung der Maßnahmen, mit denen der vorgegebene Zielwert des BFF erreicht werden soll (z.B. durch Dachbegrünung, Vegetations- oder Wasserflächen etc.).
Berliner Geschichte
Der BFF wurde in Berlin entwickelt, um der immer stärkeren Versiegelung und Überbauung städtischer Flächen als Folge zunehmender Verdichtung etwas entgegenzusetzen. Erste konzeptionelle Ansätze gab es bereits seit den 70er-Jahren, eine Festsetzung als offizielles Planungsinstrument mit dem Ziel, ökologische Mindeststandards bei baulichen Änderungen und Neubauten sicherzustellen, erfolgte jedoch erst in den 90er-Jahren. Seitdem dient er deutschlandweit und über die Grenzen Deutschlands hinaus als Orientierungsgröße. Eine deutschlandweit verpflichtende und einheitliche Anwendung des Biotopflächenfaktors gibt es jedoch nicht. Als Kennzahl spielt er bei Zertifizierungen wie DGNB und LEED eine zunehmend wichtige Rolle. Der BFF kommt zum Einsatz bei den Nutzungsarten Wohnen, Gewerbe und Infrastruktur.
Gewichtung von Flächen und Berechnung
Die generelle Formel der Berechnung des Biotopflächenfaktors lautet BFF = naturhaushaltswirksame Fläche geteilt durch die Grundstücksfläche. Dabei werden die unterschiedlichen Flächenarten eines Grundstücks hinsichtlich ihrer Wirkung auf den Naturhaushalt mit einem Anrechnungsfaktor zwischen 0,0 bis 1,0 bewertet und dann multipliziert. Dabei gilt, je höher der Anrechnungsfaktor, desto positiver die Bewertung der Fläche. Versiegelte Flächen werden z.B. mit 0,0 bewertet, während Vegetationsflächen mit hohem Bedeckungsgrad und Anschluss an den Boden ohne Einschränkung des Wurzelraums die höchste Bewertung 1,0 erhalten. Dazwischen finden alle weiteren Flächenarten ihre Bewertungen, z.B. teilversiegelte Flächen (0,3) oder wandgebundene Vertikalbegrünung (0,7) oder auch regenwassergespeiste Wasserflächen (0,5), (s. Tabelle). Die Summe der auf diese Weise ermittelten Einzelflächen geteilt durch die Grundstücksfläche ergibt dann den BFF.

Entsprechend der städtischen Nutzungsform (Gewerbe, Wohnen, Infrastruktur) wird in Berlin ein entsprechender BFF im Rahmen des Genehmigungsverfahrens für jede Bestandsveränderung oder Neubauplanung festgelegt.

Projektbeispiel HAINWERK
Ein Blick auf unser Projekt HAINWERK, ein nachhaltiges Bürogebäude, das wir derzeit für den Immobilienfondsmanager HENDERSON PARK in Berlin errichten, veranschaulicht die Berechnung. Der zu erreichende BFF (gewerbliche Nutzung/Mischnutzung) liegt hier bei 0,3. Dank der umfänglichen Begrünung der Außenanlagen – von Innenhof, Terrassen und Dachflächen – kann der BFF mit erzielten 0,43 diesen um mehr als 30% übererfüllen.
