Perle am Elbufer
Damit aus der Idee von Hamburgs ehemaligem Oberbaudirektor Egbert Kossak zur Revitalisierung des nördlichen Elbufers Realität werden konnte, hat es 17 Jahre gebraucht. Ein Teil davon ist die sogenannte „Perlenkette an der Elbe“, zu der auch unser 2002 fertiggestelltes Projekt Elbe 626 gehört.
Zwischen Övelgönne und Elbberg, westlich des Fischmarkts, erstreckt sich der nördliche Elbuferbereich. Neumühlen 37 bis Neumühlen 9 – vom ehemaligen Union-Kühlhaus über die Hedrich-Mühle bis hin zu den Getreidesilos misst die Strecke rund einen Kilometer. Ein heutiger Streifzug entlang des Ufers zeigt ein verändertes Bild: vorbei an dem Wohnstift, dem benachbarten Apartmenthaus, der Polderbebauung und dem zum Bürogebäude umfunktionierten Getreidesilo.
Die Historie der Bebauungsplanung des Uferbereichs beginnt in den 80er-Jahren. Die einst betriebsamen Quartiere, bestehend aus Umschlags-, Verarbeitungs- und Lagerbereichen, waren vom Wandel der Hafennutzung betroffen und lagen brach. Nach der Verlagerung des Hafens flussabwärts boten sich auf unterschiedlich strukturierten Flächen Möglichkeiten, die Hafen- und Uferzonen umzunutzen und zu revitalisieren. Der Erneuerungsprozess begann mit dem internationalen Bauforum 1985: „Stadt am Hafen – Projekte für das Elbufer“. Rund 100 Architekten und Architektinnen aus aller Welt entwarfen Ideen und Utopien für die städtebauliche Neuordnung.
1987 folgte die Erlassung der Leitlinien zur Entwicklung des nördlichen Elbufers durch den Hamburger Senat. Ziel war die Erarbeitung eines Konzepts, das Arbeiten und Wohnen, Einkaufen und Freizeit, Kultur und Tourismus behutsam in die vorhandene Bau- und Nutzungsstruktur einfügt. Die geplante Ansiedlung von neuen Nutzungen führte zur Abschaffung des Hafengebietsstatus. In mehreren Wettbewerben, Planungen, Diskussionen und Abstimmungen wurde die Metapher der Perlenkette – einer Schnur aus architektonischen Schmuckstücken – geprägt. Diese Metapher hat über die Grenzen von Hamburg hinaus Investoren und potenzielle Mieter angezogen. Der einst vergessene Standort wurde Anfang der 2000er-Jahre neu akzentuiert. Heute besteht die Perlenkette aus fünf Solitären.
Elbe 626: 53° 32′ 38.2″ N 9° 55′ 11.1″ O
Eines der vier U-förmig gestalteten Gebäude, die das Elbufer säumen, ist Elbe 626. Namensgebend waren die 626 Kilometer, die der Fluss von der deutsch-tschechischen Grenze bis exakt hierhin zurückgelegt hat.
1998 beginnt die Projektierung des Bauvorhabens. Das zentrale Thema an diesem Standort ist der Hochwasserschutz. Die Geländehöhe, die sogenannte Lage eines Grundstücks über Normalnull, wurde 2002 mit rund drei Metern unter dem Bemessungswasserstand für Sturmfluten beziffert. Im Zusammenschluss mit den einzelnen Investoren wurde zum Schutz vor Hochwasser Land aufgeschüttet.
Eine 645 Meter lange und 37 Meter breite Hochwasserschutzanlage, der Polder, bildet das Fundament der Perlenkette. Für Elbe 626 stellt er eine von fünf maritimen Tiefgaragen und die Eingangshalle bereit. Das Erdgeschoss steht vollflächig auf dem Polder. Die oberen vier Geschosse ragen zwölf Meter über die Polderkante hinaus.
Ein Materialmix aus Holz, Stahl und Glas betont die enge räumliche Beziehung des Gebäudes zur Elbschifffahrt. Eine Doppelfassade sorgt im Winter für solare Gewinne, im Sommer wirkt eine Bauteilkühlung mit Grundwasser der Überhitzung entgegen. Die Zweischaligkeit gewährleistet den schalltechnischen Puffer. Der Elbe entgegenstrebend, ragt die nach Süden geöffnete Seite des Bauwerks zehn Meter über die Polderkante hinaus und sorgt für einen einzigartigen Ausblick auf den Fluss.