Der Bahnhof als urbanes Quartier
Im Zentrum Münsters entsteht an der Ostseite des Hauptbahnhofs ein Quartier, das den Standort neu entwickelt und um viele attraktive Nutzungen bereichert. Dazu zählt auch ein innovatives Wohnkonzept für die Sharing Economy.
Das Neubauprojekt Hansator verwandelt den Hauptbahnhof Münster von einem funktionalen Verkehrsknotenpunkt in ein gemischt genutztes urbanes Quartier, das Wohnen, Hotel, Einzelhandel und Gastronomie vereint. Gleichzeitig entsteht eine neue attraktive Wegeachse, die die Innenstadt mit dem Hansaviertel verbindet. Damit wird der Bahnhof Münster zum Vorzeigemodell für künftige Bahnhofsneubauten, die mehr sein sollen als bloße Zugänge zur Reiseinfrastruktur.
Auch der Bremer Platz wird im Rahmen der Quartiersentwicklung neu gestaltet.
Die komplette Neugestaltung der bisherigen „Rückseite“ des Bahnhofs ist ein Baustein eines ganzheitlichen Stadterneuerungskonzepts, für den ein Architektur- und Investorenwettbewerb von der Stadt Münster in Zusammenarbeit mit der BahnflächenEntwicklungsGesellschaft NRW ausgelobt wurde. Durchsetzen konnte sich der Projektentwickler Landmarken AG gemeinsam mit dem Architekturbüro kadawittfeldarchitektur. Nach ihrem Entwurf entsteht derzeit ein Ensemble aus drei Gebäudetürmen, die durch ein umlaufendes sogenanntes Flugdach verbunden sind, eine begehbare, zukünftig zu 85 % begrünte Dachfläche, die das Erdgeschoss von den Obergeschossen trennt. Eine gläserne Schallschutzwand schirmt das Quartier von dem Betrieb auf den Gleisen ab. Die verglasten, extrahohen Erdgeschosse jedes Turms beherbergen die Flächen für Handel, Einzelhandel und Gastronomie. Im Rahmen eines Mobilitätskonzepts entsteht eine Radstation, die Platz für rund 2.100 Fahrräder bietet.
Die drei Gebäudetürme sind jeweils fünfgeschossig. Im Südturm wird die Economy-Design-Hotelkette „prizotel“ mit 195 Zimmern einziehen. Im Mittel- und Nordturm wird das 2019 gegründete Start-up POHA House Co-Spaces, moderne Wohn- und Gemeinschaftsflächen für junge Berufstätige, anbieten und damit den ersten seiner derzeit vier geplanten Standorte in Deutschland realisieren. Bereits vor Fertigstell¬ung wurde das Hansator in der Kategorie „Urbanes Flächenrecycling“ mit dem polis Award ausgezeichnet. Als nachhaltiges Leuchtturmprojekt für Münster wird außerdem eine DGNB-Gold-Zertifizierung angestrebt.
Im mittleren und rechten Turm entstehen die Co-Spaces von POHA House.
CO-SPACES
Das Start-up POHA House steht für zeitgemäßes und nachhaltiges Wohnen unter Einbindung smarter Technologie. Im Interview spricht Co-Founder Anke Tsitouras über die Bedürfnisse der Millennials nach unkompliziertem Wohnen, die Bedeutung geplanter Zusammenkünfte und das POHA-House-Konzept für das Hansator.
Was ist das Konzept von POHA House?
POHA House erschafft Co-Spaces, in denen Menschen so leben und arbeiten, wie sie es möchten – sowohl heute als auch in der Zukunft. Unter einem Dach vereinen wir hochwertig möblierte Wohnungen, flexible Arbeitsbereiche und eine Reihe attraktiver Community-Spaces, die unvergleichlichen Komfort, umweltfreundliches Design und eine inspirierende Gemeinschaft bieten. Kurz gesagt: Unsere Mission ist es, Räume zu schaffen, die das Leben der Menschen verbessern und es ermöglichen, gemeinsam mehr zu erreichen.
Wie ist der Name entstanden?
Als ich gemeinsam mit meinem Mann in London lebte, erkannten wir die vielen Herausforderungen, mit denen junge Berufstätige konfrontiert sind. Dazu zählen häufig Einsamkeit, schlechte Wohnerlebnisse, fehlender Platz zum Wachsen sowie der Wunsch, einen nachhaltigen Beitrag zu leisten. Wir hatten das Bedürfnis, Unterkünfte zu schaffen, die moderne, gut gestaltete Privaträume bieten und gleichzeitig die Gemeinschaft fördern. So wird die Stadt, in der man lebt, zu einem Zuhause und zu einem Ort, an dem man Freunde trifft. Seitdem arbeiten wir an unserem einzigartigen Wohn- und Technologiekonzept und gründeten 2019 gemeinsam mit meinen Geschwistern POHA House.
Im Kern geht es um das Gefühl der Verbundenheit und Harmonie, das in einem außergewöhnlichen physischen und sozialen Umfeld entsteht. Der Name POHA ist ein Akronym, das von „Pursuit of Happiness“ (Streben nach Glück) abgeleitet ist, und verkörpert für uns das Lebensgefühl, das wir an jedem POHA-House-Standort erzielen wollen.
Musterwohnung POHA House Aachen
Wo platziert sich POHA House im Kontext von Co-Living, Co-Working und Micro-Living?
Wir betrachten POHA House nicht als Micro-Living. Vielmehr verbinden wir Co-Living und Co-Working unter einem Dach und kreieren dadurch Co-Spaces. Dabei möchten wir, dass POHA House für unsere Bewohner und Bewohnerinnen ein Zuhause ist, in dem es sich leicht und umweltfreundlich wohnen lässt und das zum Wohlfühlen einlädt. Dafür bieten wir maximalen Komfort, kombiniert mit einer Vielfalt an Optionen, einem nachhaltigen Ansatz und einer lebendigen Community.
Unsere Zimmer und Apartments sind typischerweise zwischen 12 und 30 m² groß. Auf den ersten Blick kann das klein scheinen, aber wir sehen die privat genutzten Räume eher als Zimmer in einem großen Haus. Jeder Bewohner und jede Bewohnerin hat ein eigenes Zimmer oder Apartment und gleichzeitig Zugang zu verschiedenen Community-Spaces, die gemeinsam genutzt werden können. Genauso wie in einem „normalen“ Einfamilienhaus ist das eigene Zimmer eher zum Schlafen und zum Sichzurückziehen gedacht. Zum Arbeiten können die flexiblen Büroflächen genutzt werden oder im Hansator Münster auch die Gemeinschaftsfläche. In der großen Küche kann gemeinsam gekocht werden, und auch zum Feiern oder für sportliche und künstlerische Aktivitäten stehen attraktive Räume zur Verfügung.
An welche Zielgruppe richtet sich das Angebot?
Unser Produkt richtet sich im Kern an junge Berufstätige, Freelancer und Expats auf der Suche nach einer komfortablen Wohnumgebung und mit Lust auf Gemeinschaft. Unser Ansatz ist darauf ausgelegt, langfristig wohnen zu wollen, das Lebensgefühl zu verbessern und dem Planeten etwas zurückzugeben. So bieten wir mit unseren flexiblen Wohnraumtypen, ob Flatshare oder Studio, die Möglichkeit, das Zuhause an die aktuelle Lebenssituation und das Budget anzupassen.
Gemeinschaftsbereich POHA House Aachen
Gemeinschaftsbereich POHA House Aachen
Wodurch fördern Sie den Community-Gedanken in den POHA Houses?
Die Förderung einer lebendigen und offenen Community ist für uns eine Herzensangelegenheit. Wir wollen den Community-Gedanken zum einen durch die Bereitstellung einer Reihe von attraktiven Gemeinschaftsräumen sowie durch ein aktives Angebotsmanagement fördern. Dazu zählen beispielsweise eine große Küche und mehrere Lounge-Bereiche, die sowohl für regelmäßige Kochabende, aber auch die eine oder andere Hausparty genutzt werden können, ebenso wie eine Gemeinschaftsterrasse und einen Hobbyraum. Erlebnisorientiertes Leben ist ein wichtiger Teil unseres Produktangebots.
Wir glauben daran, dass es wichtig ist, eine gewisse Routine der Zusammenkunft zu schaffen. Wenn wir einmal im Monat ein zufälliges Abendessen veranstalten, ist das zwar toll, schafft aber nicht wirklich die familiäre Verbindung, die wir anstreben. Wenn wir dagegen alle zwei Wochen ein gemeinsames Abendessen, jeden Montag einen Lauftreff und mittwochs einen Spieleabend organisieren, wird das Ereignis zu einer Routine, die man nicht mehr missen möchte: It’s connection time.
Was hat sich POHA House in Bezug auf Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben?
Wir sind uns der Auswirkungen unseres Handelns auf den Planten und der Gesellschaft bewusst und setzen uns aktiv dafür ein, möglichst im Einklang mit unserer Umwelt zu handeln. Ein ausgeprägtes Nachhaltigkeitsbewusstsein beobachten wir ebenfalls bei jungen Leuten, die durchaus bereit sind, mehr für nachhaltige Produkte auszugeben, und bei Entscheidungen aktiv einhergehende Auswirkungen berücksichtigen.
Vom Hausbau bis zur Bildung einer Gemeinschaft setzen wir uns dafür ein, Ressourcen zu minimieren und dabei das Potenzial der Bewohner und Bewohnerinnen zu maximieren. Angefangen mit einer gezielten Auswahl der Materialien für Möbel und Reinigung bis hin zu einem durchdachten Energie-, Wasser- und Entsorgungsmanagement für einen möglichst nachhaltigen Gebäudebetrieb sowie durch nachhaltigkeitsfördernde Events, versuchen wir, bereits heute einen wesentlichen Beitrag zu leisten.
Wir sind uns jedoch bewusst, dass es nicht immer einfach ist, 100%ige Nachhaltigkeit zu erreichen. Aus diesem Grund konzentrieren wir uns darauf, bei all unseren Bemühungen transparent zu bleiben. Wir betrachten den Weg zur Nachhaltigkeit als eine Reise, die wir gern gemeinsam mit unseren Partnern und Bewohnern und Bewohnerinnen antreten.
Besonders stolz sind wir auf unsere jüngste Partnerschaft mit everwave: Für jeden Monat, den ein Bewohner bzw. eine
Bewohnerin in einem POHA-Haus wohnt und/oder arbeitet, wird ein Kilo (entspricht zwei Glasflaschen und sieben 1,5-Liter-Plastikflaschen) Meeresmüll gesammelt. Damit ist POHA House das erste Zuhause, das aktiv hilft, den Klimawandel zu bekämpfen.
Musterwohnung im POHA House Hansator
Für welche Standorte ist das Konzept von POHA House gedacht, und inwiefern erfüllt das Hansator diese Kriterien?
Von Aachen und Berlin aus entwickelt unser Team gerade neue Co-Spaces in vier Städten (Aachen, Essen, Hamburg und Münster) in Deutschland. Dies ist aber nur der Anfang unserer Geschichte. Jetzt suchen wir nach Standorten sowohl in Großbritannien als auch in Großstädten in ganz Europa, an denen wir weitere POHA Houses errichten können.
Das Hansator im Herzen von Münster bietet den perfekten Ausgangspunkt für die Kombination von Leben, Arbeiten und Gemeinschaft im Sinne der Sharing Economy. Hier entsteht die neue Adresse für gemeinschaftliches und nachhaltiges Wohnen in der Universitätsstadt Münster. Neben jungen Berufstätigen und zugezogenen internationalen Führungskräften richtet sich das Angebot auch an Studierende und Universitätsmitarbeitende. Mit unserem POHA HOUSE streben wir eine Vernetzung mit den bestehenden lokalen Strukturen an, um an den Standort angepasste Events und Angebote zu ermöglichen.
Im Hansator können wir viele Aspekte unseres Konzepts zusammenbringen: 313 Wohneinheiten zwischen 21 und 54 m², drei verschiedene Gemeinschaftsflächen mit unterschiedlichen Nutzungen sowie eine 300 m² große Dachterrasse, deren Highlights ein Zen-Garten und ein Glaspavillon – perfekt für entspannte Yogastunden – sind. Das alles kombiniert in einem sehr modernen, nachhaltigen Objekt (KfW 40). Zudem ist das Wohnen im POHA House Münster vollständig digitalisiert: Über die POHA-App können Bewohner und Bewohnerinnen alle Community-Spaces und Events einsehen und buchen, Termine für Services wie die Wohnungsreinigung vereinbaren, Parkplätze reservieren und die Mietzahlungen im Blick behalten.
Unsere Art, die Welt zu erleben, zu kommunizieren und zu interagieren, ist anders als bei jeder Generation vor uns. Wir wollen mit dem POHA House Münster das eigene Zuhause zu einem Ort machen, der das Leben bunter und vollkommener macht. Zu einem Ort, der sich dadurch auszeichnet, dass man durch Gemeinschaft gemeinsam wachsen und erfolgreich sein kann. Es geht nicht nur darum, die Wohnsituation zu verbessern, sondern vielmehr um das damit einhergehende Lebensgefühl.
Anke Tsitouras ist Vorstand der Landmarken AG, Co-Founder von POHA House und Expertin in den Bereichen Immobilienfinanzierung und Investments. Bereits während ihres Studiums in London (Bachelor International Business/European School of Economics und Master Real Estate Investment/Cass Business School) sammelte sie beim Immobilienberater Matthews & Goodman LLP Erfahrungen in der Immobilienbranche. Im Anschluss startete sie ihre Karriere bei der Royal Bank of Scotland (RBS), wo sie zuletzt als Direktorin für Großkunden-Portfolios zuständig war. Zurück in Deutschland stieg Anke Tsitouras 2019 ins Familienunternehmen ein und ist dort seit Oktober 2020 im Vorstand tätig. Ebenfalls 2019 gründete sie mit ihrem Mann und ihren Geschwistern den Co-Spaces-Anbieter POHA House.